RECORD: Pfeiffer, Louis. 1855. Weitere Beobachtungen über die Gattung Achatinella. Malakozoologische Blätter : 112-175

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Malakozoologische Blätter

für 1855.

Als Fortsetzung der Zeitschrift für Malakozoologie.

Herausgegeben

von

Dr. K. Th. Menke und Dr. L. Pfeiffer.

Weitere Beobachtungen über die Gattung Achatinella.

Von L. Pfeiffer.

Seitdem ich im vorigen Jahrgange dieser Blätter (S. 112–145) eine monographische Skizze der interessanten Gattung Achatinella gab, und darin 122 Arten in 7 natürliche Gruppen vertheilt, aufzählte, habe ich durch die Güte meines lieben Freundes H. Cuming wieder Hunderte von Formen in Häanden gehabt, welche zum Theil noch von Dr. Newcomb, in grösserer Masse aber von Herrn D. Frick, einem ebenfalls zu Honolulu wohnenden ehermaligen französischen Consularbeamten eingesandt waren. Obwohl dieser Letztere, seinen Briefen nach, mit unsäglicher Mühe und Gefahr selbst in Kanoes die einzelnen Inseln der Sandwich—Gruppe bereist und durchforscht hat, befanden sich doch unter den von ihm eingesandten 118 Nummern nicht viele entschieden neue Arten, weil die meisten schon vorher durch Dr. Newcomb benannt und beschrieben waren; aber die Sammlung gab mir eine ausgezeichnete Gelegenheit, durch das Studium der verschiedenen Formen und Farbenspielarten meine Ansicht über Beständigkeit einzelner Arten und ihrer Varietäten festzu-

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findet; Untersuchung der süditalienischen, griechischen, kleinasiatischen und nordafrikanischen Arten. Nachdem ich meinen warmen Eifer für die Förderung unserer Wissenschaft hinlänglich dargethan zu haben glaube, nachdem gerade die Art und Weise, wie ich unserer Wissenschaft zu dienen bemüht bin, vielseitige Anerkennung gefunden hat, und da nicht leicht ein Zweiter Musse und Geduld haben wird, sich ähnlichen Forschungen hinzugeben — ich bewahre bereits etwa 2000 von Land- und Süsswasser-gasteropoden angefertigter anatomischer Präparate auf — so richte ich an die Herrn Conservatoren von Museen, so wie an die Besitzer grösserer Sammlungen, die über Material zur Erweiterung meiner Neritinenstudien verfügen können, die Bitte, mir solches zukommen zu lassen und bei der Auswahl der mir anzuvertrauenden Gegenstände die oben angegebenen Themata zu berücksichtigen. Möchte meine Bitte wenigstens einige Beachtung finden.

Aschersleben im September 1855.

Versuch einer Anordnung der Heliceen nach natürlichen Gruppen.

Vom Dr. L. Pfeiffer.

Schon oft und vielseitig bin ich aufgefordert worden, meine Monographie der Heliceen durch eine Aufzählung aller bekannten Arten nach einer natürlichen Anordnung zu ergänzen, bei welcher nicht, wie es bei dem meiner Monographie unterliegenden Zweeke unvermeidlich war, nahe verwandte Arten wegen dieser oder jener Abweichung in der äussern Bildung weit von einander entfernt würden, worauf bereits Rossmässler (Zeitschr. f. Malak. 1847.

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S. 176) mit Recht aufmerksam gemacht hat. Ich habe mich schon mehrmals darüber ausgesprochen, dass zum Behufe der Auffindung einer unbekannten Schale in einem vollständigen Systeme der Heliceen wohl kaum ein anderer Weg möglich ist, als der von Deshayes in der Encyclopédie méthodique angebahnte, von mir weiter entwickelte einer Eintheilung in Gruppen, welche, ohne Rücksicht auf natürliche Verwandtschaft, durch möglichst scharfe Charaktere bezeichnet sin Eine scharfe Charakteristik der natürlichen Gruppen, welche uns in Stand setzen würde, mit Sicherheit zu bestimmen, in welcher derselben eine vorliegende Schneckenschale aufzufinden sei, ist unmöglich, wie die in dieser Beziehung von Beck, Swainson, Gray, Albers, Mörch, und neuerlichst H. und A. Adams gemachten Versuche zur Genüge beweisen. Die Kenntniss der Thiere ist noch höchst mangelhaft; es beruht z. B. vorläufig ganz auf individueller Ansicht, ob man gewisse Arten zu Nanina oder zu Helix zählen will, und Gray hat (Catalogue of Pulmonata in the collection of the British Museum 1855) eine Menge von Arten unter Nanina aufgezählt, welche H. und A. Adams (The genera of recent Mollusca II. 1855) zur Unterfamilie: Helicinae rechnen, und umgekehrt. — Dasselbe gilt von Glandina und Achatina, welche übereinstimmend in beiden genannten Werken, den Charakteren der Thiere nach, weit von einander getrennt werden. — Die Gattung Zonites wird von verschiedenen neueren Autoren im verschiedensten Sinne aufgefasst, indem bald dieses, bald jenes mehr oder weniger wesentliche Merkmal als typisches für die Gattung angenommen wird. — Auch in den bisher von mir angenommenen grossen Gattungen, die im Wesentlichen nur eine Fortbildung der Lamarckschen sein sollen, sind die Gränzen zwischen der einen und der andern, z. B. zwischen Helix und Bulimus, Bulimus und Achatina oder auch Pupa, u. s. w. fast unmerklich, und wir können lei-

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der auch hier dem Uebelstande nicht entgehen, dass die individuelle Anschauung eine Hauptrolle spielen muss, wobei nur der Grundsatz einige Festigkeit gewährt, dass man bei einer unbekannten Form vorzugsweise nach den zunächst verwandten forsche, und sie wo möglich diesen zugeselle. — Es ist nun einmal wahr, dass die Natur nur Familien und vielleicht Arten, nicht aber Gattungen geschaffen hat, und da wir nothwendig ein System bedürfen, so bleibt uns nichts übrig, als künstliche und natürliche Gränzen auf eine möglichst consequente Weise zu combiniren. In gewissem Sinne hatte Férussac ganz Recht bei der Aufstellung seines ungeheuern Genus: Helix, weil es die einzigen scharfen, auf der äussern und innern Organisation der Thiere beruhenden Merkmale darbietet; alle seine Gruppen und Unterabtheilungen sind künstliche. Dasselbe Verhältniss findet noch immer Statt: wir bezeichnen Férussac's Gattung Helix als Familie Helicea (richtiger Helicacea), nehmen darin eine grössere oder geringere Anzahl von Gattungen, und in diesen Untergattungen oder Sectionen an, welche sämmtlich, der Bequemlichkeit wegen, mit Namen belegt und beschrieben werden mögen, aber nicht durch eine exclusive Phrase diagnosticirt werden können.

Nach allem Vorausgeschicktem wird es vielleicht Manchem überflüssig oder sogar inconsequent erscheinen, wenn ich den Versuch mache, in einer solchen Combination von künstlichem und natürlichem Systeme eine Aufzählung aller von mir untersuchten oder mir durch eine genügende Abbildung und Beschreibung bekannten Arten zu geben und dieselben in möglichst natürliche Gruppen einzutheilen, bei deren Benennung ich mich, wo irgend thunlich, meinen Vorgängern angeschlossen habe *). Ich weiss aber,

*) Ich gebe keine Beschreibung der Gruppen, wie es auch Mörch im Cat. Yold. gethan hat, ausser wo sie sich scharf umschreiben lassen

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dass ich vielen Freunden der Konchyliologie einen willkommnen Dienst dadurch erzeige, und erkenne dankbar an, dass ich den Werken meiner oben genannten Vorgäger viele der wichtigsten Fingerzeige verdanke, kann aber auch nicht verhehlen, dass ich in vielen Fällen mit einigen derselben nicht einverstanden bin, in andern Fällen von allen abweichen muss.

Da ich hier keine neue Monographie, sondern nur eine veränderte Reihenfolge geben kann, so verweise ich hinsichtlich der Charakteristik der Gattungen auf meine Monographia Heliceorum, und füge den einzelnen Arten die Nummer oder den Namen hinzu, welche sie im dritten Bande der Monographie führen. Hinsichtlich der zahlreichen Neuigkeiten, welche seit dessen Erscheinung publicirt worden sind, kann ich vorläufig nur auf die Citate und demnächst auf den vierten Band meiner Monographie, welcher allmälig der Vollendung entgegengeführt wird, verweisen, und bemerke nur noch, dass ich die feineren anatomischen Unterschiede der Thiere, ja auch selbst das Vorkommen eines oder des andern minder wesentlichen Anhängsels am Körper derselben, nicht streng berücksichtigen kann, sondern dass meine Methode auch jetzt eigentlich nur ein Schalensystem darstellt. Die in meiner Sammlung befindlichen Arten sind mit,, — ", die, welche ich nie gesehen habe, mit,,†" vor dem Namen bezeichnet.

I. Daudebardia Hartmann.

— rufa Drap. 1. Test, noviss. p. 10. —
— brevipes Drap. 2. Daudebardia Syriaca
— Langi Pfr. 3. Roth Spicil. p. 5.
Saulcyi (Testacella) Bourg.

II. Vitrina Draparnaud.

a. Europäische. — annularis Stud. 2.
— pellucida Müll. 1. Draparnaldi Cuv. 3.

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— obesa Pfr. Mal. Bl 1854. ustulata Fér. 54.
P. 224. — semidecussata Mk. 55.
— Kraussi Rv. 24.
indotata Rv. 23. 4. Electra Alb. Rodatzi Dkr. 25. Comorensis Pfr. Proc.
Lamarckiana Pfr. 26. 1855. — purpurea Ch. 27. — inornata Pfr. 57.
— rhodostoma Phil. 29. lotophaga Mor. 58.
— granulata Pfr. 30. — sericina Jon. 73.
iostoma Pfr. 31. †paritura Gould. 59.
glutinosa Pfr. 32. fusca Pfr. 60.
Knorri Jon. 33. Wallacei Pfr. *)
inaequalis Pfr. Proc. †Malaguettana Rang. 61.
1855. p. 99.
fulgurata Pfr. 34. Punctogallana Pfr. 70.
— papyracea Pfr. 35. — Ceylanica Pfr. 71.
Aurora Pfr. Proc. 1854. crassilabris Bens. 72.
p. 294. — Perrotteti Pfr. 74.
siderata Rv. 36. — Bensoniana Pfr. 75
Natalensis Pfr.Proc. laevigata Pfr. Proc. 1854.
1854. p. 294. p. 294.
—semisculpta Pfr. 39. —Jerdoni Bens. 76.
albicans Pfr. 40. — conifera Rv. 77.
Oreas Bens. 78.
—reticulata Pfr. 41. — Deshayesi Pfr. 79.
lactea Rv. 42. †pachycheila Bens. Ann.
— panthera Fér. 43. Mag. XII. p. 94.
balteata Rv. 44. crassula Bens. 80.
tincta Rv. 45. — gemma Bens. 81.
—fulica Fér 46.
— acuta Lam. 47. — Hügeli Pfr. 96.
fulva Brug. 48. clavata Gray. 97.
— allisa Rv. 49. nitens Gray. 98.
vestita Pfr. Proc. 1854. amentum Bens. 99.
p. 293. virens Pfr. Proc. 1854.
p. 125.

*) Achatina Wallacei Pfr. — T. ovato-turrita, solida, confertim subregulariter striata, sericina, nigro-fusca; spira elongata, fere rectilinearis, apice obtusa; sutura minute crenulata; anfr. 8 convexiusculi, ultimus ⅓ longitudinis vix superans, antice pallidus, basi rotundatus; columella arcuata, callosa, oblique valde truncata; apertura verticalis, sinuato-ovalis; perist. rectum, obtusum. — Long. 21–22, diam. 9 mill. Ap. 8 mill, longa, 4 lata. — Hab. Sarawak Borneo (Wallace).


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Citation: John van Wyhe, ed. 2012-. Wallace Online. (http://wallace-online.org/)

File last updated 26 September, 2012